Null Toleranz, wo es angebracht ist

Von Jochen Merz

Null Toleranz, wo es angebracht ist!

Als Bürger hat man den Eindruck, dass Null-Toleranz hauptsächlich gegen Autofahrer, vor allem beim ruhenden Verkehr, durchgezogen wird.
Nur geht von einem parkenden Auto üblicherweise weniger Gefährdung aus als von einem rasenden oder über rot fahrenden.
In Duisburg ist zu beobachten, dass Bagatellen bestraft werden, die man in anderen Städten toleriert, wie z.B. das Parken auf der falschen Straßenseite. Wenn z.B. in Sackgassen Autos auf beiden Seiten parken, sollte es eigentlich egal sein, in welche Richtung geparkt wird. Dies stört weder in Oberhausen noch in Essen jemanden. Und Kunden/Gäste von außerhalb, z.B. aus Holland, noch weniger.
Was bei diesen Kunden bleibt ist ein negativer Eindruck, wenn hier Knöllchen verteilt werden.

Begrüßenswert wäre es, wenn man mit dem gleichen Elan, oder besser noch verstärkt, gegen Rotlicht-Fahrer, Raser und sich im fahrenden Verkehr rücksichtslos verhaltende Personen vorgehen würde.

Auch das Vorgehen gegen Paketzusteller wird teilweise übertrieben.
Auf Einkaufsstraßen mit zeitlich eingeschränkter Befahrbarkeit braucht man Zustellern das Leben nicht unnötig zu erschweren.
Die Straßen in unserer Stadt sind vielfach so rückgebaut, dass es keine Park- oder Anhalte-Möglichkeiten gibt, selbst nur für kurze Belieferung..
Solange die Zusteller nicht beispielsweise in zweiter Reihe parken, andere behindern oder Fahrradfahrer in den Autoverkehr zwingen, wäre zu überlegen, ob sie nicht generell mehr Möglichkeiten des Kurzparkens ohne Bestrafung erhalten.
Letztlich ist die Arbeit dieser Personengruppe bereits schwer genug, und jede nicht erfolgte Zustellung durch Zeitdruck oder Verbot der akzeptablen Erreichbarkeit führt zu weiterem unnötigem Verkehr, erneuter Zustellung oder Fahrten zur Post.

Das Gleiche gilt für Handwerker und andere Personen, die beruflich, z.B. zum Ein- und Ausladen von Werkzeug oder großen Geräten ziemlich schnell Knöllchen kassieren – auch das hilft dem ansässigen Gewerbe genauso wenig wie den Kunden. Denn letztlich muss auch das alles eingepreist werden.
Statt jeden eine teure Ausnahmegenehmigung beantragen zu lassen, die manche bekommen, andere nicht, wäre eine stadtweite Regelung für Zustell- und Lieferverkehr sinnvoll.

In einer Stadt, in der Bürger, mangels Personalresourcen, zum An- und Abmelden eines PKW über 6 Wochen warten müssen, sollte Bürokratie-Abbau oberste Priorität haben.

Nur um eins klarzustellen: dies soll kein Plädoyer für wildes Falschparken sein – nur muss man hart arbeitenden Menschen das Leben nicht noch unnötig erschweren und die für die Arbeit benötigte Tätigkeit mit Strafen belegen.
Ob ein Zustellfahrzeug kurz anhält (ohne jemanden zu behindern oder zu gefährden!), ob mit oder ohne Ausnahmegenehmigung, ist für das anhaltende Fahrzeug vor Ort egal.
Es ist lediglich eine Frage der Kosten und des Glücks, diese Genehmigung erhalten zu haben.